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Die lilafarbene Bank

Corporate Design

Die lilafarbene Bank

Corporate Design steht auf verschiedenen Säulen: Name, Logo, Typografie, Farbe, Bilder und Papier. Die Valiant Bank setzt dabei ganz auf die Farbe Lila.

RALF TURTSCHI Valiant ist eine Bank, welche 1997 aus dem Zusammenschluss verschiedener Regionalbanken entstand, die in den ersten Jahren mit einem eigenen Erscheinungsbild unter der Dachmarke Valiant Holding am Markt auftraten. Die Valiant Bank ist heute in den Räumen Aargau, Bern, Freiburg und Luzern tätig. Nähere Informationen zur Konzernstruktur findet man unter www.valiantholding.ch. Valiant stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie stark, kräftig, mutig. Als mutig kann die für die Bankenwelt wohl untypische Farbe Lila bezeichnet werden, die vielleicht eher mit Babyartikeln oder Kosmetika als mit einem Finanzdienstleister assoziiert wird.

Der einheitliche Marktauftritt, der heute die Farbe Lila in den Mittelpunkt rückt, kam im Januar 2005 zustande, als sich eine Durchsetzung von verschiedenen Erscheinungsbildern der integrierten Regionalbanken als zu kompliziert erwies. In Zusammenarbeit mit Externen entwickelte die Marketingabteilung das ursprünglich schwarze Logo mit lilafarbenem Linienrahmen zum heutigen Logo mit Farb- und Gestaltungskonzept.

Die Farbe kam seinerzeit intuitiv zustande, es wurden keine farbpsychologischen Gutachten eingeholt – ein Bauchentscheid. Dass der Verwaltungsrat schliesslich hinter der Farbe stand, ist doch erstaunlich, da Lila in der gesamten Bankenwelt einzigartig dasteht. Am Anfang war man sich der Bedeutung der Farbe für die Bekanntheit nicht so bewusst. Vielleicht kann man es auf die nicht despektierlich gemeinte Kurzformel bringen: je «schräger», desto mehr Aufmerksamkeit.

Heute würde jeder Einzelne der Führungscrew voll hinter Lila stehen, so Stefan Kobel, Leiter Marketing, es gehe doch gerade um Differenzierung, die in der Bankenwelt mit austauschbaren Produkten enorm schwierig sei. Natürlich hätte es Reaktionen gegeben. Dies sei aber positiv zu werten, da man so auch immer im Gespräch bleibe. Die Differenzierung gegenüber der Konkurrenz mit der Farbe Lila sei ein Volltreffer: «Seit der Einführung des lila Erscheinungsbildes konnte die Bekanntheit der Marke Valiant Bank im Einzugsgebiet nahezu verdoppelt werden.» Bei persönlichen Präferenzen sei Lila vielleicht nicht die Farbe erster Wahl, doch als Bankfarbe sei Lila in Ordnung, meint Projektleiterin Sand­rine Anliker. Vor allem in der Aussenbeschriftung an Gebäuden, bei Verkehrsmitteln und bei Leuchtreklamen ziehe Lila eine viel grössere Aufmerksamkeit auf sich als gebräuchlichere Farben.

Dabei ist Lila keine unproblematische Farbe: Sie harmoniert relativ schlecht mit anderen Farben. Aus diesem Grund wurde CMYK geopfert, alle Bilder sind durchwegs schwarzweiss aufgebaut, was natürlich Lila umso stärker in den Vordergrund rückt. Ursprünglich wurde mit Pantone 272 gearbeitet, was jedoch immer wieder zu erheblichen Farbdifferenzen führte. Seit man ­eine speziell gemischte Hausfarbe verwendet, ist Ruhe eingekehrt. Sogar die Kontoauszüge werden auf vorgedruckten Formularen farbig ausgeliefert. Die CMYK-Umsetzung wird mit 60% Cyan und 50% Magenta nur in Ausnahmefällen bewerkstelligt. Als Hausschrift kommen die Frutiger Light und Bold zum Einsatz, bei internen Dokumenten die Arial. Als Papier wird für die verschiedenen Einsatzgebiete hochweisses, mattgestrichenes Papier verwendet: Biber Furioso, Z-Offset Narcisses, Z-Bond Classic und Biber Cento Plus. Bemerkenswert am Corporate Design der Valiant Bank ist die Gewichtung der Farbe innerhalb der Rangfolge der Designelemente. Ganz in Anlehnung an Martin Suters Roman «Lila, Lila». Die Gewichtung des Logos oder die Typografie scheinen geradezu nebensächlich, was der Schreiber mit Schulterzucken akzeptieren muss. Ein erfrischendes Beispiel, dass man Identität auch neben dem Mainstream entwickeln und leben kann.